Wir sind an der Haltestelle ‚Sport City‘ der Metro, die uns zum Khalifa-Stadion bringt, wo der Iran heute gegen England spielt. Während wir sprechen, kommt eine weitere Gruppe von Fans vorbei, die gemeinsam einen Befreiungsgesang anstimmen. Vom Regime in Teheran
Die Maske auf dem Gesicht der Frau auf dem Foto dient nicht dazu, sich vor Covid zu schützen. Sondern um sich vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen des Regimes in Teheran zu schützen.
Als ich sie fragte, ob ich das Foto machen dürfe, sagten sie sofort zu, stellten aber die Bedingung, dass sie nicht zu erkennen seien. Aus demselben Grund veröffentlichen wir ihre Namen nicht. Das Regime ist beängstigend. Selbst Hunderte von Kilometern entfernt.
Sie kamen gestern aus dem Iran. Und sie werden 10 Tage in Katar bleiben. Aber dann müssen sie in ihr Land zurückkehren. Und sie haben Angst, erkannt zu werden.
Sie sind zwei Paare. Sie tragen alle dasselbe T-Shirt: Auf der Vorderseite steht der Slogan des Protests (‚Women Life Freedom‘) und eines der symbolischen Bilder der Demonstrationen. Auf der Rückseite steht stattdessen die Nummer 8 und der Name von Ali Karimi: ein ehemaliger Fußballspieler, der weithin als der „Maradona Asiens“ gilt und heute – mit 43 Jahren – einer der Vertreter des Kampfes für Freiheit und Rechte ist. Nach Angaben der Times wurde er sogar vom iranischen Regime entführt.
Wir sind gestern aus dem Iran gekommen und sind wegen der Fußballweltmeisterschaft hier“, erzählen sie uns.
Warum trägst du dieses Hemd?
Weil im Iran eine Revolution im Gange ist. Und wir unterstützen sie.“
Wir befinden uns in der goldenen U-Bahn-Linie an der Haltestelle „Sport City“, die uns zum Khalifa-Stadion bringt, wo der Iran heute gegen England antreten wird. Während wir uns mit ihnen unterhalten, kommt eine andere Gruppe von Fans vorbei, die gemeinsam einen Ali Karimi gewidmeten Refrain anstimmen. Sie singen es mit Stolz. Wie ein Singsang der Befreiung. Dass sie in der Öffentlichkeit schreien können, was in ihrem Land nicht erlaubt ist. Der Befreiung. Vom Regime in Teheran.
Gestern gab Hauptmann Ehsan Hajsafi seine Unterstützung für den Protest bekannt. Was meinen Sie dazu?
Er hat sich gut geschlagen. Und wir hoffen, dass diese öffentliche Unterstützung mehr und mehr auf alle Spieler der Nationalmannschaft übergreift. Und wir hoffen, dass sie heute nicht die Hymne singen werden“ (und das ist geschehen: die iranische Mannschaft hat auf dem Spielfeld gegen England nicht die Nationalhymne gesungen, Anm. d. Red.)
Wie wichtig ist die öffentliche Unterstützung von Sportlern?
‚Sehr. Denn so können wir die ganze Welt wissen lassen, dass im Iran eine Revolution im Gange ist. Und dass wir die Unterstützung aller brauchen“.